Unter dem Ausstellungstitel „Mise en Scène“ zeigte die edith wahlandt galerie vom 17. September bis 29. Oktober 2011 Fotoarbeiten von Steffi Schöne (geb. 1979 in Leipzig). Es handelt sich um ihre erste Einzelausstellung in der edith wahlandt galerie. Steffi Schöne studierte 2004-2006 Kunstgeschichte in Köln und 2006-2010 Bildhauerei und Multimedia bei Erwin Wurm an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Sie wurde mit internationalen Förderstipendien ausgezeichnet, lebt und arbeitet in Deutschland und Österreich. Die Ausstellung umfasst Arbeiten aus den Jahren 2008-2011.
Steffi Schöne setzt die Fotografie als Bildgenerator ein, der in der Nähe des Mediums Malerei agiert und sich bildnerischer Mittel und Gestaltungselemente wie Rhythmus und Komposition bedient. Alltägliche Gegenstände, Strukturen und Gesten dienen ihr dabei als Motive und Arbeitsmaterial. So werden z. B. zufällig aufgespürte Konferenzstühle zu Fotomodellen. Die Motive der ineinander gestapelten Sitzflächen samt ihrer verkanteten Metallgestelle und schwarzen, drehbaren Tischflächen bearbeitet die Künstlerin digital weiter. Dadurch verwandeln sich die Objekte auf den großformatigen Lambda Fotobelichtungen in abstrakte Bildelemente, die optisch zwischen malerischen Flächenarrangements und skulpturalen Aufbauten changieren. Es entstehen stille Kippmomente zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.
Fotografie setzt Steffi Schöne zunächst zur Abbildung vorgefundener, zum Teil auch gestalteter Szenerien ein. Diese dienen ihr als Motiv bzw. Motivation für Veränderungsprozesse, welche die Dinge aus dem Gebräuchlichen in die Sphäre möglicher ästhetischer Wahrnehmung heben. Die Künstlerin stellt in diesem Zusammenhang fest: „Für mich ist die Fotografie ein Versuchsfeld, um neue Räume aufzumachen, die sich in der täglichen Wahrnehmung so nicht fassen lassen“.
Indem sie die Wandelbarkeit der Alltagsdinge auslotet und auch ausreizt, generiert sie Bildräume, in denen die entstandenen Flächenformen wie Akteure auf einer Bühne räumlich angeordnet und in Szene gesetzt erscheinen. Bewegung und Zeit spielen eine Rolle, während die ursprüngliche Materialität und Semantik der realen Bildvorlagen in den Hintergrund rücken. In ihren Fotoarbeiten vermögen Flächen, Formen und Raum in der Erinnerung und Vorstellung des Betrachters neue Bedeutungen hervorzurufen. Dass ihre fotografischen Bildszenerien dabei durch Manipulationen entstehen, regt zu Reflexionen über die Aufgabe und Funktion von Fotografie als Bildgenerator an.
Zur ersten Einzelausstellung von Steffi Schöne in der edith wahlandt galerie Stuttgart (17. September bis 29. Oktober 2011, Hölderlinstr. 55, 70193 Stuttgart)
Text von Kunsthistorikerin Heiderose Langer
”untitled NR 1-9 /2008-2011″ 155 cm x 116 cm
– Laserchrome® Lambda Print on Kodak Endura, Original Diasec®, 3mm Acrylglas / 3mm Dibond, edition 6
“untitled NR 1-4 small /2011″ 60 cm x 45 cm, Laserchrome®
– Lambda Print on Kodak Endura, Original Diasec®, 3mm Acrylglas / 3mm Dibond, edition 6, courtesy of the artist and galerie edith wahlandt, Stuttgart
exhibition views:
“Unbestimmtheitsstellen – zur Genese des photographischen Bildes”, 22th April 2012 – 23rd September 2012, Kunstraum Alexander Bürkle, Freiburg/Breisgau (photos: Bernhard Strauss)